Inwiefern sich Migräne bei Kindern von den Symptomen bei Erwachsenen unterscheidet, erläutert Professor Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt an der Schmerzklinik Kiel, in der aktuellen Ausgabe des Apotheken Magazins.
„Wie bei Erwachsenen kommen auch bei Kindern vor der Migräne-Attacke Stimmungsveränderungen wie etwa Reizbarkeit vor. Sie erscheinen zudem blass, berichten häufiger von Bauchschmerz, Durchfall oder Verdauungsproblemen. Muskuläre Steifheit und Müdigkeit können auftreten. Kommt es zu einer Aura-Phase vor den Kopfschmerzen, treten wie bei Erwachsenen Sehstörungen und andere neurologische Symptome auf, die Kinder aber oft schwer beschreiben können“, erklärt Göbel.
Der Kopfschmerzspezialist weist aber auf entscheidende Unterschiede hin: „Der pulsierende Schmerz betrifft bei Kindern meist den ganzen Kopf und nicht wie bei Erwachsenen oft nur eine Kopfhälfte. Auch wenn Kinder den Schmerzbeginn nicht richtig mitteilen, können Eltern ihn unter anderem auch daran erkennen, dass die Kinder plötzlich mit dem Spielen oder Essen aufhören, weinen, gereizt oder irritiert sind.“ Die Kopfschmerzphase verlaufe oft kürzer als bei Erwachsenen, und die für Erwachsene typische Lärm- und Lichtüberempfindlichkeit bei einer Attacke könne bei Kindern fehlen oder sich geringer ausprägen. Göbel weiter: „Sie leiden oft stärker an Geruchsüberempfindlichkeit, Schwindel und Bauchschmerzen. Etwa 70 Prozent empfinden sogenannte autonome Symptome wie Gesichtsschwitzen oder Gesichtsröte, die bei Erwachsenen eher bei Clusterkopfschmerz vorkommen.“
Göbel weiß zudem von untypischen Migräne-Episoden bei Kindern zu berichten. „Es handelt sich dabei um periodisch auftretende Symptome in der Kindheit. Dazu gehören die episodische Reiseübelkeit, periodische Schlafstörungen wie Schlafwandeln, Sprechen im Schlaf, Aufschrecken im Schlaf und Zähneknirschen. Sehr auffällig ist eine Variante mit periodisch auftretendem Erbrechen oder periodischen Bauchschmerzen.“
Um dem vorzubeugen, empfiehlt Göbel einen gleichmäßigen Lebensrhythmus. „Gleichtakt im Alltag ist wichtig, etwa ein regelmäßiger Tag-Nacht-Rhythmus und Mahlzeiten zu festen Zeiten. Besonders sollten Eltern auf ein ausreichendes kohlenhydratreiches Frühstück in Ruhe achten, und dass Kinder über den Tag genug trinken. Kinder brauchen Zeit für Entspannung und Ruhe, eine Begrenzung des Medienkonsums sowie genug Gelegenheit für Aufenthalte an der frischen Luft und Sport. Zur Vorbeugung können Kinder auch die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson zum Beispiel mit einer Migräne-App lernen.“ Biofeedback sei auch wirksam und im Rahmen verhaltenstherapeutischer Behandlungen erlernbar.
Außerdem in diesem Heft: Heilpflanzen für Frauen +++ Interview mit Karoline Eichhorn: „Ich faste jedes Jahr“ +++ Wer Angehörige pflegt, erwirbt Rentenansprüche
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