Diabetiker leiden häufiger unter Augenproblemen. Dr. Hakan Kaymak erklärt in der aktuellen Ausgabe des Apotheken Magazins, warum das so ist und was sich dagegen tun lässt.
Warum leiden Diabetiker so oft unter Augenproblemen?
Kaymak: Diabetes führt zu Entzündungen der Blutgefäße. Dies betrifft nicht nur die großen, sondern auch die kleinen – und das Auge ist voll von kleinen Gefäßen. Mikroangiopathie nennen Mediziner Erkrankungen an solchen Blutgefäßen. Die Entzündungen können die Linse, aber auch die Hornhaut oder die Netzhaut betreffen. Wir Augenärzte empfehlen Diabetikern generell, einmal im Jahr zu uns zu kommen. Je nach Befund entscheiden wir, ob die Intervalle kürzer oder auch länger sein können.
Welches sind die häufigsten Erkrankungen?
Kaymak: Bei Diabetikern spielen vor allem Probleme der Netzhaut eine wichtige Rolle, besonders das diabetische Makulaödem. Dabei schwillt die Stelle des schärfsten Sehens durch Flüssigkeitsansammlungen an, und die Sehschärfe verschlechtert sich. Im fortgeschrittenen Stadium der diabetischen Netzhautveränderung können auch krankhafte Blutgefäße in die Netzhaut wachsen. Im Extremfall erblinden die davon Betroffenen. Aber auch der Graue Star, bei dem sich die Linse des Auges immer mehr eintrübt, tritt bei Diabetikern häufiger und auch früher auf.
Wie wird das diabetische Makulaödem behandelt?
Kaymak: Hierzu spritzt der Augenarzt sogenannte VEGF-Hemmer in das Auge. Diese bremsen das Wachstum der krankhaften Blutgefäße in der Netzhaut. Der kurze Eingriff erfolgt unter sterilen Bedingungen in einem OP-Raum. Deswegen bieten nur spezielle Augenärzte diese Therapie an. Und keine Angst: Der Augenarzt desinfiziert das Auge vorher und betäubt es mit Tropfen. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen.
Wie oft muss gespritzt werden?
Kaymak: Es handelt sich um eine chronische Erkrankung. Eine Spritze reicht deswegen nicht aus und die Therapie dauert mehrere Jahre. Ein typischer Patient würde im ersten Jahr sieben Spritzen erhalten, im zweiten Jahr wären es sechs und im dritten fünf. Die gute Nachricht: Durch eine gesunde Ernährung, Sport und einen gut eingestellten Blutzucker wirken die Spritzen besser und eventuell lässt sich auch die Zahl der Behandlungen reduzieren.
Um die Spritze kommt man nicht herum. Aber es gibt mittlerweile auch Langzeitpräparate, die über ein halbes bis zu drei Jahren wirken. Der Wirkstoff befindet sich dann in einem speziellen Depot im Auge, aus dem er sich mit der Zeit langsam herauslöst und zur Netzhaut gelangt.
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