Einmal Diabetes – immer Diabetes? Das ist nicht zwingend der Fall. In der aktuellen Ausgabe des Apotheken Magazins Diabetes erläutern führende Experten, wie sich Typ-2-Diabetes schon heute zurückdrängen lässt und an welchen neuen Möglichkeiten für Typ-1-Diabetes geforscht wird.
Beim Typ-1-Diabetes reicht Abnehmen nicht, um die Stoffwechselstörung in den Griff zu bekommen. Denn Übergewicht gehört nicht zu den Auslösern der Erkrankung. Vielmehr zerstört eine fehlgeleitete körpereigene Immunabwehr die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Experten sprechen von einer Autoimmunreaktion.
Forscher sehen genau hier einen Ansatzpunkt, um die Krankheit zukünftig zurückzudrängen: Mit Antikörpern und anderen Wirkstoffen versuchen sie, die Immunreaktion aufzuhalten. Einen ersten Durchbruch bei der sogenannten Immuntherapie erzielten Wissenschaftler 2019. Professor Dr. Peter Achenbach, vom Helmholtz-Zentrum München erläutert: „Damals konnten Wissenschaftler erstmals einen statistisch belegten Effekt durch eine Immuntherapie im präsymptomatischen Frühstadium der Erkrankung zeigen. Eine gezielte Gabe von sogenannten Anti-CD3-Antikörpern konnte bei Patienten, bei denen die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen bereits begonnen hat, das klinische Auftreten des Diabetes um zwei Jahre verzögern.“
Heute sei bei diesem Wirkstoff eine Verzögerung von knapp drei Jahren belegt. Auch wenn der Diabetes bereits ausgebrochen ist, wurde nach Anti-CD3-Therapie eine signifikant verzögerte Abnahme der Betazell-Restfunktion beobachtet. Das bedeutet keine Heilung, aber Achenbach betont: „Jede erhaltene Betazellfunktion sorgt für eine bessere Langzeiteinstellung und zögert mögliche Folgeerkrankungen hinaus.“ Experten erwarten, dass bereits in den nächsten Monaten das erste Immuntherapeutikum gegen Typ-1-Diabetes auf den Markt kommen könnte.
Auch schon vor Ausbruch der Autoimmunerkrankung setzen Forscher therapeutisch an. In einer groß angelegten Studie von Achenbach und Kollegen an verschiedenen Forschungszentren in Europa wurde Säuglingen und Kleinkindern bis zum 3. Geburtstag Insulinpulver in der Nahrung verabreicht. „Im Prinzip ähnelt das Vorgehen einer Hyposensibilisierung bei einer Allergie“, erklärt Achenbach. „So versuchen wir, das Immunsystem zu trainieren, damit es reguliert handelt und nicht überschießend reagiert.“ Ergebnisse der Studie werden bis 2025 erwartet.
Doch dies ist nicht der einzige Ansatz im Kampf gegen Typ-1-Diabetes. An der Universität Dresden arbeiten Forscher an neuen Möglichkeiten der Transplantation von insulinproduzierenden Zellen. Derzeit laufen bereits Untersuchungen am Tiermodell. Klinische Studien am Menschen sollen in den nächsten Jahren folgen.
Außerdem in diesem Heft: Blutzucker extrem: richtig reagieren bei Über- und Unterzucker +++ Endlich Rauchstopp! +++ Nahrungsergänzung bei Diabetes: Darf’s ein bisschen mehr sein?
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