Die 160.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 18.000 Apotheken in Deutschland managen die unzähligen Lieferengpässe von Arzneimitteln. Damit erbringen sie jeden Tag eine außerordentliche Leistung, heißt es in der aktuellen Ausgabe des Apotheken Magazins.
„Nur durch das kreative und verantwortungsbewusste Management von Lieferengpässen durch Apothekenteams können die wirkungsvollen Arzneimitteltherapien von akut und chronisch erkrankten Kindern, Frauen und Männern derzeit noch sichergestellt werden“, schreibt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, in ihrer Kolumne im Apotheken Magazin. Die Patienten bittet sie weiterhin um Verständnis in dieser außergewöhnlichen Lage.
„Lieferengpässe von lebenswichtigen Medikamenten gehören leider seit Jahren zu den größten Ärgernissen und aufwendigsten Herausforderungen im Apothekenalltag. Die Engpässe haben sich zuletzt noch einmal massiv verschärft. Seit 2020 beeinträchtigt die Coronakrise die Arbeit in vielen Produktionsstätten und die Lieferketten. Auch der Ukraine-Krieg seit Februar 2022 hat die Versorgungssituation durch erhöhte Nachfrage von Kunden und Kliniken zum Beispiel nach Schmerz-, Fieber- und Narkosemitteln sowie Jod-Tabletten verschärft.
Vor vielen Jahren galt Deutschland als die »Apotheke der Welt«. Im Zuge der Globalisierung hat sich die Wirkstoffproduktion aus Kostengründen auf wenige Betriebe in Fernost verlagert. So findet beispielsweise die Herstellung von Antibiotika nahezu vollständig in China und Indien statt. Steht die Produktion zeitweilig still oder wird eine Charge aus Qualitätsgründen nicht freigegeben, können auch große Hersteller in Europa ihre Fertigarzneimittel nicht liefern.
Erlebt haben das viele Familien zuletzt, weil selbst Fiebersäfte und -zäpfchen für Kinder mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen nur schwer zu bekommen sind. Auch der Magensäureblocker Pantoprazol oder das Antibiotikum Amoxicillin sind schwer zu beschaffen. Wollen wir die Lieferengpässe dauerhaft beheben, ist ein Umdenken in der Gesundheitspolitik erforderlich: Insbesondere sollte die Produktion von Wirkstoffen und Arzneimitteln unter hohen Umweltschutz- und Sozialstandards wieder verstärkt in der EU stattfinden. Darüber hinaus brauchen wir in der Apotheke mehr Spielraum und Freiheiten beim Austausch von Arzneimitteln. Denn grundsätzlich muss es so sein, dass kein Patient eine Apotheke unversorgt wieder verlässt.“
Außerdem in diesem Heft: Keine Macht den Pollen in der Heuschnupfen-Zeit +++ Interview mit Sasha: Mit „Burn-out-Alarmglocken“ am Start +++ Narben-Vermeidung beginnt im OP-Saal
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